Der Begriff Resilienz steht für die Widerstandsfähigkeit des Individuums, also die Befähigung, Krisen zu bewältigen und als Anlass für positive Entwicklungen zu nutzen.

In der kritischen Auseinandersetzung mit dem pathogenetischen Paradigma des traditionellen Medizinsystems und seiner Orientierung auf Krankheiten, Gefährdungen und Beeinträchtigungen der Gesundheit entstanden ab den 1970er Jahren verstärkt Forschungsarbeiten zu gesunderhaltenden Faktoren, die Suche nach den Risikofaktoren verlagerte sich auf die Suche nach Schutzfaktoren. Von zentraler Bedeutung dafür waren das gesundheitswissenschaftliche Konzept der Salutogenese und die aus der Entwicklungspsychopathologie stammende Resilienz. Beide Konzepte sind vergleichbar, die generalisierten Widerstandsressourcen Antonovskys entsprechen in etwa den identifizierten Ressourcen der Resilienzforschung.

Resiliente Personen haben eine starke Kontrollüberzeugung. Sie glauben, ihr Schicksal tätig bestimmen zu können und haben gelernt, gebotene Möglichkeiten zu ergreifen. Dabei haben sie ein realistisches Bild ihrer Kompetenzen. Durch Rückgriff auf persönliche Eigenschaften oder Ressourcen, die sozial vermittelt werden, können Menschen mit einer hohen Resilienz Lebenskrisen (Trauma, Krankheit, Verlust etc.) sogar als Anlass für Entwicklung nutzen. Auf der Ebene des Individuums ist anerkannt, dass diese Fähigkeit unterschiedlich ausgeprägt ist und gefördert werden kann, nicht nur in privaten, sondern auch in beruflichen Zusammenhängen. Als wichtige äußere Faktoren, die Resilienz fördern, gelten die Unterstützung im Umfeld der Person (Familie, Schule), eine stabile Beziehung zu mindestens einer engen Bezugsperson, positive Rollenmodelle, Freundschaften, Schulbildung und eine Resilienz fördernde Lebens- und Arbeitskultur. Kritiker sehen darin die Tendenz zur Individualisierung gesellschaftlicher Risiken und zur Privatisierung sozialer Verantwortung.

Resilienz in Unternehmen ist demnach eine gemeinschaftliche Fähigkeit des Unternehmens als Ganzem, in kritischen Phasen ihre Unternehmenskultur zu erhalten, d.h. ihre Widerstands- und Regenerationsfähigkeit so zu entwickeln, dass innovatives Handeln weiterhin möglich ist. Dazu gehören interne Kompetenzen, als existentiell bedrohlich angesehene Herausforderungen im Sinne selbst gesteckter Ziele zu bewältigen.

In Zeiten permanenter Veränderungen, Arbeitsplatzunsicherheit und Arbeitsverdichtung stehen Betriebe in besonderer Verantwortung, die Beschäftigung bei der Bewältigung dieser Prozesse zu unterstützen (z.B. im Rahmen von Angeboten zur betrieblichen Gesundheitsförderung; Coaching für Beschäftigte und Führungskräfte bzgl. Persönlicher und sozialer Ressourcen.

Als resilienzfördernde organisatorische Fähigkeiten eines Unternehmens, um unerwartete Krisensituationen auszuhalten, werden genannt: Absorptionsfähigkeit (in Krisen die Funktionsfähigkeit aufrechterhalten), Regenerationsfähigkeit (nach Krisen Stabilität wiedererlangen) und Lernfähigkeit (aus Krisen lernen). Dazu braucht es unternehmensinterne Dialogräume, in denen beteiligungsorientiert konkrete Problemlösungen entwickelt werden können.