Agile Methoden bezeichnen ein aus der Softwareentwicklung stammendes Konzept zur Organisation von projektbasierter Arbeit. Und dies sowohl aus der Perspektive des Managements als auch aus der der Arbeitenden selbst, insofern die Selbstorganisation der Teams Teil der agilen Methoden ist. Wichtige Ansätze unter dem Dach der agilen Methoden sind Scrum, Crystal oder eXtreme Programming. Sie sollen dort helfen, wo stark formalisiertes Arbeitshandeln verhindert, Arbeitsprozesse situativ aktiv zu gestalten.

Grundsätzlich ist agile Organisation von Projektarbeit in der Softwareentwicklung gekennzeichnet durch kurzzyklische Iteration der Produktion von Zwischenergebnissen und ebenso kurzzyklische Feedbacks aus dem Kontext der Nutzung der entwickelten Software, mit häufigen Wechseln von Planungs- und Entwicklungsphasen. Diese Phasen der Iteration ermöglichen den arbeitenden Teams eine selbständige Planung ihres Arbeitsprozesses innerhalb der Zyklen, ohne direkte Vorgabe der Arbeitsplanung von außen oder von oben. Zugleich werden Teamtreffen und die Koordination der Arbeit verschiedener Gruppen an die nächsthöhere Ebene delegiert, was die Belastungen durch Kommunikation in Fragen der Koordination reduziert.

Aus den Spezifika agiler Methoden ergeben sich eine Reihe von positiven Potentialen im Umgang mit psychosozialen Belastungen. Diese Form der Teamarbeit ermöglicht auch die Einbindung von Regenerationsphasen. Die Teams können selbst ein Gefühl dafür entwickeln, wieviel Arbeit sie in einem Zyklus bewältigen können. Die Nähe an den eigentlichen Anforderungen der Benutzer durch das kurzzyklische Feedback ermöglicht zum anderen regelmäßige Erfolgserlebnisse und verhindert zugleich das Entstehen großer Niederlagen. Es besteht darüber hinaus eine größere Konzentration auf die eigentliche Kernarbeit. Dies alles sind wichtige Komponenten, welche agile Methoden dazu befähigen, Belastungen aus der Perspektive der arbeitenden Menschen entgegenzuwirken und das Arbeitsvermögen des Einzelnen in der Gruppe zu stärken.

Zu den Chancen agiler Organisation zählen die weitgehende Selbstorganisation der Teams inklusive der Ressourcenhoheit, die erhöhte Transparenz des Gesamtprozesses oder die enge Zusammenarbeit des Teams ohne Beeinflussung durch übergeordnete Positionen. Die verstärkt eingeforderte Selbstreflexion bei den beteiligungsorientierten Bestandsaufnahmen und Lösungsentwicklungen erhöht sowohl das Verständnis für die Gesamtprozesse und für die Schwachstellen der Organisation, ggf. auch für Belastungsstrukturen. Den beteiligten WissenschaftlerInnen erleichtert der Gestaltungsanteil der Forschungsprojekte das Verlassen der reinen Beobachterrolle zugunsten betrieblicher Beratung und Gestaltung.

Zu den Risiken beim Einsatz agiler Methoden zählen die Gefahren der verstärkten bzw. verstetigten Subjektivierung, der freiwilligen Selbstausbeutung, einer einseitigen Orientierung an Best-Performern und einer entsprechend negativen Sanktionierung der Abweichungen von deren Arbeitspensum. Welche Teammitglieder wie viel geleistet haben, ist jederzeit für alle anderen sichtbar.

Die VertreterInnen der agilen Methoden sehen zwar die Risiken ihrer Vorgehensweise, angesichts der veränderten Arbeitswelten erscheint ihnen aber ein „Weiter so!“ unreflektierter traditioneller Partizipationskonzepte problematisch.